Wajischlach

Torah: 1. Mose 32:4–36:43; Haftara: Hosea 11:7–12:12, Obadja 1–21; Brit Chadascha: –
(Angaben nach „Die Tora nach der Übersetzung von Moses Mendelssohn“ und David Stern)
[Autor: Jurek Schulz]

Wajischlach – Er schickte

Inhalt und Hintergrund unseres Abschnitts

Die Vorbereitung Jakobs zur Begegnung mit seinem Bruder Esau. Der besondere Kampf am Jabboq. Das einzigartige Gebet von Jakob. Die Verwandlung des Namens Jakobs in Israel. Das Treffen und die Versöhnung mit Esau. Der Landkauf. Die brutale Vergewaltigung der Schwester Dina. Die Vergeltung und Blutschuld durch Simeon und Levi. Der Missbrauch der geistlichen Symbole. Die mangelnde Verurteilung der Tat. Jakob sucht erneuert Hilfe bei G’tt zu Beit-El. Die Geburt Benjamins und der Tod seiner Lieblingsfrau Rachel. Die Blutschande des Erstgeborenen Rubens. Das Tragische, wenn Ethik missachtet wird. Der stille Tod des zweiten Patriarchen Isaak, der Vater  Jakobs. Geschlechtsregister der Nachkommen Esaus und Séirs. Die Königsdynastien von Edom.

Aufgabe: Bearbeite die Reihenfolge der Nachkommen Jakobs! Dann die Reihenfolge der Segnungen (1. Mo 49) und dann die Reihenfolge der Landverheißungen (4. Mo 34). Interessant ist es, dass alles Handeln eine Auswirkung hat, daher beschönt die Schrift auch das Versagen nicht, sondern gibt damit sogar eine Begründung, warum sich später die Reihenfolge der Geschlechtsregister verändert hat.

Geistliche Linien

G’tt hatte Jakob aufgefordert, zurück zu seiner Familie in das verheißene Land zu ziehen (1. Mo 31:13).

Die bevorstehende Begegnung Jakobs mit seinem Bruder Esau löste eifrige Vorbereitungen aus. Schließlich hatte Esau seinem Bruder gedroht, ihn umzubringen (1. Mo 27:41).

So schickte Jakob eine Abordnung mit vielen Geschenken zu Esau, um ihn nach all den Jahren zu besänftigen. Esau war in der Zwischenzeit ein mächtiger Herrscher geworden, der Soldaten, Ländereien und Reichtum besaß. Für Jakob blieb trotz aller sorgfältiger Vorbereitung die quälende Ungewissheit, ob er und seine Familie am Leben bleiben würden.

Doch nach einer dramatischen G’ttesbegegnung Jakobs (1. Mo 32:2333) kam es zur Versöhnung mit Esau. Im Kampf Jakobs mit G’tt änderte G’tt selbst Jakobs Namen in „Israel“, mit der Begründung: Denn du hast mit G’tt und Menschen gekämpft und gewonnen (1. Mo 32:29).

Der Name wurde zum Programm, Israel wird zu allen Zeiten verschiedensten Angriffen und Kämpfen ausgesetzt sein. Es wird verschiedenste Wunden davontragen, aber es wird niemals untergehen.

In Obadja wird deutlich: So zahlreich die Nachkommen Esaus auch wurden, am Ende wurde ihnen ihre Gottlosigkeit zum Gericht. Dieselbe Gefahr drohte auch Israel immer wieder, wie es Hosea deutlich macht. Daher sind alle Nöte Israels Gerichtshandlungen G’ttes, „Seile der Liebe“ (Hos 11:4), um die Menschen zurückzuholen zu dem Gebet, wie Jakob es formulierte: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ (1. Mo 32:27).

Lasst uns heute dieses Gebet an den richten, von dem es heißt: „Es ist in keinem anderen das Heil. Auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir selig werden“ (Apg 4:12). Herr Jeschua, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.

Exegetischer Hintergrund des Namens Jakob und Israel. 

Der Name Jakob wird grundsätzlich negativ  mit „Betrüger“ übersetzt. Hier zeigt sich eine Form des in der Übersetzung verankerten „Antijudaismus“. Schon der Urvater Israels war demnach ein Betrüger. Die Wurzel kann aber nicht nur mit „hintergehen“, oft auch „an die Ferse packen“ übersetzt werden, sondern die Wurzel bedeutet auch akav, akev = jemanden hinterhergehen. Daher ist der Name „Israel“ nicht weit entfernt: Nicht G’tteskämpfer, sondern „G’tt kämpft für dich“, du gehst G’tt hinterher, der für dich streitet. In 1. Mose 49:2 ist eine interessante Formulierung, finde sie heraus:

Versammelt euch und merket auf, ihr Söhne Jakobs, höret auf euren Vater Israel!

הִקָּבְצ֥וּ וְשִׁמְע֖וּ בְּנֵ֣י יַעֲקֹ֑ב וְשִׁמְע֖וּ אֶל־יִשְׂרָאֵ֥ל אֲבִיכֶֽם׃